Der Malteser Hilfsdienst gehört zu den Hilfsorganisationen, die über eigene Katastrophenschutzeinheiten verfügen. In der Gliederung Limburg-Weilburg leitet mit Sarah Tölg nicht nur erstmals eine Frau die Sanitätsdienste, sondern auch der 1. Betreuungszug des Landkreises Limburg-Weilburg wird von Tölg geführt. Verbale Grabenkämpfe mit ihren männlichen Kollegen habe sie bisher nicht erlebt, betont die im Hauptberuf ausgebildete Ergotherapeutin, die über verschiedene sanitätsdienstliche Qualifikationen verfügt. „Reibereien und Diskussionen können wir uns im Ernstfall auch gar nicht leisten – wenn Menschen in Not sind, muss jeder Handgriff sitzen, egal ob eine Frau oder ein Mann das Kommando hat.“ Allerdings dürfe man auch nicht zimperlich sein, sagt Tölg: „Auch als Frau muss man Manöverkritik nach erfolgtem Einsatz aushalten können.“
Ehrenamtliche helfen im Katastrophenfall
Der Katastrophenschutz hat die zentrale Aufgabe, die Bevölkerung bei außergewöhnlichen Ereignissen zu schützen. Die Organisation des Katastrophenschutzes obliegt den Ländern und wird vor Ort durch die Gemeinden, Kreise und kreisfreien Städte organisiert. „Gemeinsam mit den Behörden helfen wir Malteser bei akuten Notfällen. Das können beispielsweise Naturkatastrophen, Bombenentschärfungen, Großbrände oder Unfälle sein“, erklärt Holger Rädisch, Referent Notfallvorsorge beim Malteser Hilfsdienst e.V. im Bistum Limburg und damit im weitesten Sinne der Chef von Sarah Tölg. „Unsere ehrenamtlich Helfende des Katastrophenschutzes sind zur Stelle, wenn die Kräfte des Rettungsdienstes und der Feuerwehr nicht ausreichen.“, so Rädisch weiter. Zu diesen ehrenamtlichen Einsatzdiensten zählen der Sanitätsdienst, der auch im Rettungsdienst und bei Krankentransporten mitwirkt, der Betreuungsdienst (Betreuung Unverletzter, Verpflegung von Einsatzkräften wie zum Beispiel der Feuerwehr), die Technischen Dienste (Fernmeldetechnik, EDV-/Netzwerktechnik, Sprechfunk, Materialverwaltung und Logistik), die Psychosoziale Notfallversorgung (Kriseninterventionsteams/KIT) sowie der Fachbereich Führung.
Seit 2012 engagiert sich Sarah Tölg beim Malteser Hilfsdienst, zunächst bei der Jugend, heute als Ehrenamtliche mit Führungsverantwortung. Und das bedeutet konkret „den Überblick auch in turbulenten Situationen behalten, die Lage einschätzen, Einsätze koordinieren und dokumentieren, Einsatzberichte auswerten, vorausschauend planen, einen kühlen Kopf bewahren“, fasst Tölg zusammen. „Aber auch, die seelische Notlage von Menschen erkennen und schauen, dass auch die Seele unserer Helferinnen und Helfer gut aus herausfordernden Einsätzen kommt.“ Im Einsatz selbst müsse es schnell gehen, da müsse jede und jeder funktionieren, Hand in Hand arbeiten.
Und was rät Tölg Frauen, die in den Einsatzdiensten – im Haupt- oder Ehrenamt – Karriere machen wollen? „Ich würde gar nicht zwischen Männern, Frauen oder Divers unterscheiden wollen. Grundsätzlich muss die Motivation stimmen, sich in die Gesellschaft einbringen zu wollen und die fachliche Qualifikation ist wichtig – ohne lebenslanges Lernen geht es nicht. Wer gut für sich selbst sorgt, seine Fähigkeiten und Grenzen kennt und Empathie mitbringt, hat meiner Meinung nach gute Chancen, eine gute Führungskraft zu sein.“
Mentoring-Programm "Frauen in Führung"
Im September 2020 ist erstmals das Malteser Mentoring-Programm „Frauen in Führung“ gestartet. Motivierte Frauen mit Führungspotenzial aus verschiedensten Teilen und Regionen der Malteser werden dabei von erfahrenen Führungskräften begleitet. Das Programm hat zum Ziel, eine geschlechterbewussten Führungskultur zu schaffen, den Frauenanteil in hauptamtlichen Leitungspositionen sichtbar zu erhöhen und somit einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit der Malteser als Organisation und Arbeitgeber dauerhaft zu stärken. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben die Möglichkeit, über die Malteser Akademie beispielsweise Fortbildungen mit Fokus „Leiten mit Leidenschaft“ zu absolvieren.