In Zeiten von Corona stehen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen vor besonderen Herausforderungen. An Demenz erkrankte Menschen haben Schwierigkeiten, die veränderte Situation und die damit verbundenen Auflagen, vor allem die Kontakteinschränkungen und Hygienemaßnahmen, zu verstehen oder sich daran zu erinnern. „Sie verstehen weder die Virusgefahr noch die erforderlichen Maßnahmen. Zudem tragen die gewohnten Personen in ihrem Umfeld jetzt Gesichtsmasken. Sie haben Angst, sind verunsichert, werden aggressiv oder ziehen sich noch mehr zurück. Corona ist der Super-Gau für einen an Demenz erkrankten Menschen“, sagt Dr. Ursula Sottong, Leiterin der Fachstelle Demenz der Malteser. Zudem verlieren die Betroffenen schneller als bisher ihre kognitiven Fähigkeiten, wenn die sonst übliche Aktivierung fehlt. Angehörige sind dadurch stärker als bisher belastet. Sie sind die Brückenbauer zwischen den Welten, die dem erkrankten Menschen Sicherheit geben.
Was Sie als Angehörige für den Menschen mit Demenz tun können:
- Geben Sie ihm das Gefühl, dass er in Sicherheit und nicht allein ist. Das bringt Ruhe in den Alltag.
- Ersetzen Sie enge Umarmungen oder zärtliche Berührungen im Gesicht z.B. durch zartes Berühren des Oberarms oder Streicheln des Rückens.
- Vermeiden Sie lange Diskussionen und Erklärungen. Beschränken Sie sich auf die Informationen, die gerade benötigt werden, und beantworten Sie nur die Fragen, die im Raum stehen - möglicherweise auch mehrfach. Dadurch vermeiden Sie für beide Seiten Überforderung und unnötigen Stress.
- Sorgen Sie für eine gute Tagesstruktur mit regelmäßigen Mahlzeiten und einem Wechsel von aktiven, ruhigen und Schlaf-Phasen. Das fördert die zeitliche Orientierung und den Nachtschlaf.
- Halten Sie so weit als möglich die gewohnten Routinen und vertrauten Abläufe bei. Sitzgymnastik, Blumenpflege und Zeitungslesen gehen abgewandelt auch in der häuslichen Umgebung. Beteiligen Sie Ihren demenziell erkrankten Angehörigen so weit als möglich an der täglichen Hausarbeit und geben ihm Gelegenheit, die Dinge zu tun, die er noch gut kann. Dazu gehört auch das Pflegen von Hobbies.
- Gehen Sie unter Beachtung der Hygiene-Regeln regelmäßig mit ihrem Angehörigen spazieren. Spaziergänge und die Wege in die Arztpraxis sind in der Regel möglich und erlaubt. Frische Luft und Umgebungswechsel heben die Stimmung und stärken das Immunsystem.
Was können Sie als Angehörige oder Betreuer für sich tun?
- Schonen Sie Ihre eigenen Kräften so weit als möglich und sorgen Sie gut für sich selbst. Nur so können Sie die Sorge für Ihren Angehörigen mit Demenz aufrechterhalten.
- Schaffen Sie sich Freiräume, um die Dinge zu tun, die Ihnen am Herzen liegen. Nutzen Sie dafür auch die Ruhe- und Schlafphasen ihres Angehörigen mit Demenz.
- Suchen Sie sich eine gesunde Person aus Ihrem Umfeld, der Sie vertrauen und die möglichst regelmäßig zu Ihnen kommen und Sie stundenweise entlasten kann.
- Ziehen Sie sich in dieser Zeit zurück und gehen Sie einer Beschäftigung nach, die Ihnen selbst Freude bereitet.
- Halten Sie Ihren Draht nach draußen aufrecht und nutzen Sie Telefon/Video als Kontaktmöglichkeit zur Familie, zu Freunden oder auch zu den telefonischen Besuchsdiensten, damit Sie ihre Sorgen loswerden und Zuspruch erfahren können.
- Treffen Sie Verabredungen für den Fall, dass Sie selbst wegen Krankheit oder Infektionsrisiko ausfallen.
- Nutzen Sie, ehrenamtliche Einkaufsdienste und weitere Entlastungsangebote.
- Bei Auftreten von Symptomen einer Atemwegserkrankung pflegen Sie nicht mehr weiter und kontaktieren Sie den Hausarzt.
- Behalten Sie bei allem Ihren Humor. Er wirkt gegen Hoffnungslosigkeit und hilft Stress zu reduzieren.
Wer Angehörige pflegt, sollte sich strikt an die Hygieneregeln halten. Das heißt: In der Öffentlichkeit so wenig wie möglich mit den Händen anfassen, nach Kontakt mit anderen Personen und zum Beispiel nach dem Einkaufen die Hände gründlich waschen, vor allem in geschlossenen Räumen Distanz halten und eine Maske / einen Mund-Nase-Schutz aufsetzen.