Menschen in den Flutgebieten: „Vielen ist nicht nach Feiern zumute“

Foto: the photographer, frank luetke
Foto: the photographer, frank luetke

Für viele von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Menschen in NRW und Rheinland-Pfalz sind die Weihnachts- und Feiertage am Ende des Jahres von ambivalenten Gefühlen begleitet. „Vor allem in den Tagen zwischen den Jahren und um die Feiertage bewegen sich viele Menschen in einem Spannungsfeld: einerseits die hoffnungsvolle Festtagsstimmung, andererseits der Gedanke: uns ist nicht so wirklich nach Feiern zumute“, erklärt Psychotherapeut Frank C. Waldschmidt, der für die Malteser die psychosoziale Notfallvorsorge (PSNV) im gesamten Flutgebiet verantwortet und koordiniert. „Bei 1,25 Prozent der Bevölkerung in den Flutgebieten ist damit zu rechnen, dass sie irgendeine Form von psychologischer Unterstützung bedürfen – von niedrigschwelliger Beratung bis hin zu einer speziellen Therapie. 4,5 Prozent können eine traumatische Störung entwickeln, die behandlungsbedürftig ist“, sagt er. Allein für den Kreis Euskirchen mit rund 200.000 Menschen geht er von rund 8000 bis 9000 Menschen aus, die psychologische Unterstützung benötigen – das spiegele sich auch in den Anmeldezahlen für diese Angebote wider.

„Die Bedürfnisse der Betroffen sind sehr unterschiedlich: Manch einer hat Sehnsucht nach Weihnachtsstimmung, manch einer hegt eher den Wunsch: Hoffentlich ist das alles schnell vorbei. Denn früher war der sichere Ort, an dem man Weihnachten gefeiert hat, das eigene Zuhause. Doch das Zuhause ist im Moment noch nicht der sichere Ort, da stört Weihnachten einfach“, umreißt Waldschmidt die komplexe und heterogene Situation der Betroffenen. An Weihnachten selbst war auch hier wieder viel Solidarität zu spüren: Familie, Bekannte und Nachbarn luden besonders stark Betroffene ein, mit ihnen Weihnachten zu feiern. Denn immer noch gibt es viele Menschen, die noch nicht in ihren eigenen vier Wänden wohnen können, die noch keine Küche oder keine funktionierende Heizung haben.

„Viele hier haben auch eine hohe Hemmschwelle nach Hilfe zu fragen, die kommen erst, wenn sie merken, ich schaffe es nicht allein“, so Waldschmidt. Daher bietet die von ihm geleitete „Beratungs- und Koordinierungsstelle Schleidener Tal“ der Malteser, die zentrale Anlaufstelle zur Fluthilfe in Schleiden-Gemünd, auch eine Bandbreite von Angeboten, wie das Café Lichtblick, das zu Beratungsgesprächen und therapeutischen Angeboten einlädt. Hier kümmern sich die Malteser um seelische Belange, genauso wie um existenzielle, organisieren Kohlebriketts für eine Familie, die nichts zum Heizen hat oder unterstützen bei Anträgen. „Wir haben hier einen warmen, sicheren und lebendigen Ort der Begegnung geschaffen, damit die Menschen nach der Flut neue Hoffnung und neuen Mut finden.“

Malteser in der Diözese Limburg unterstützen Betroffene im Ahrtal

Was im Juli mit einem Katastrophenschutzeinsatz in Rheinland-Pfalz begann, ist heute ein Projekt der humanitären Hilfe, bei dem ein Ende derzeit nicht absehbar ist. Auch Mitarbeitende und Helfende des Malteser Hilfsdienstes im Bisum Limburg sind in der humanitären Hilfe aktiv. Auf der Facebook-Seite Malteser Fluthilfe - Region Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland informieren die Malteser regelmäßig über Hilfsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten.

Mehr Informationen der Malteser in Deutschland:

https://www.malteser.de/fluthilfe.html
https://www.malteser.de/spenden-helfen/unsere-hilfsprojekte/deutschland/hochwasserhilfe.html