Ökumenische „Woche für das Leben“

Menschen wollen über ihr „Leben im Sterben“ sprechen und gehört werden.
Menschen wollen über ihr „Leben im Sterben“ sprechen und gehört werden.

Vom 17. bis 21. April setzen sich die beiden großen christlichen Kirchen mit ihrer „Woche für das Leben“ für den Wert und die Würde menschlichen Lebens ein. Die Malteser weisen in diesem Zusammenhang besonders auf das diesjährige Motto „Leben im Sterben“ hin. Angesichts einer neu aufgeflammten Diskussion um selbstbestimmtes Sterben und Beihilfe zum Suizid sehen die Malteser den Staat vor der Herausforderung, ganzheitliche Hilfeleistungen bekannter zu machen und zu fördern. Dazu gehören insbesondere der Ausbau der ambulanten Palliativ- und Hospizversorgung für schwer kranke und sterbende Menschen.

Die Malteser rufen zu „Mehr“ hospizlicher Begleitung auf: Menschen wollen über ihr „Leben im Sterben“ sprechen und gehört werden. Sie wollen kein Tabu sein, weil sie dem gesellschaftlichen Ideal von Gesundheit und Vitalität nicht entsprechen.

Sie haben Fragen oder Gesprächsbedarf? Unser Ambulanter Hospizdienst ist für Sie da! E-Mail: hospizdienst-frankfurt@malteser.org, Telefon: 069 942105 56.

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Geistlicher Impuls:

Leben im Sterben – so ist die ökumenische „Woche für das Leben“ (17.-24.4.2021) diesmal überschrieben. Es geht um die seelsorglichen, medizinischen und ethischen Blickwinkel einer menschenwürdigen Sterbebegleitung. Dabei soll aufgeklärt werden über die vielfältigen Möglichkeiten der Hospiz- und Palliativ-Versorgung. Angesichts der aktuellen Debatte um den assistierten Suizid ein wichtiges Thema für die christlichen Kirchen. In Pandemiezeiten ist dies zudem eine große Herausforderung und wichtige Aufgabe – auch und gerade für die Malteser, etwa im Hospizdienst oder im Besuchs- und Begleitdienst.

Leben im Sterben – das klingt zunächst seltsam oder verstörend. Das Sterben erscheint uns schrecklich und endgültig. Wir sagen zwar gern, dass das Sterben zum Leben gehört, doch faktisch ist es vielfach aus unserer Alltagserfahrung verschwunden. Wir haben das Sterben und den Tod professionalisiert; es findet vielfach in Kliniken statt, in Pflegeheimen oder Hospizen. Doch gerade die Hospize und die ambulanten Hospizdienste leisten hier Großartiges in ihrer lebensbejahenden Arbeit. Und so geben sie dem Sterben Würde, denn Sterben ist Leben vor dem Tod, wie die Hospiz-Idee es ausdrückt.

Als meine eigene Mutter vor sechs Jahren sehr plötzlich und unerwartet krank wurde und innerhalb nur weniger Wochen starb, wurde dies für mich sehr konkret und wichtig. Sie starb im Krankenhaus und wurde dort gut palliativ versorgt. Wir konnten als Familie bei ihr sein und sie begleiten – und uns auch von ihr verabschieden. Man gab ihr ein Einzelzimmer und so geschützten Raum und Würde im letzten Lebensabschnitt. Dafür waren wir sehr dankbar, wie auch für die fachliche Begleitung von uns, die wir das Sterben erlebten und diese Erfahrung einordnen mussten.

Unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie ist dies alles sehr viel schwieriger geworden. Abstandregelungen und Quarantäne, Distanzgebot und anderes machen die Nähe, die so nötig ist, schwer – aber nicht unmöglich. Viele Seelsorgerinnen und Seelsorger sind hier speziell ausgebildet worden, damit das diesjährige Leitwort erfahrbar bleibt durch sie, wie durch die Pflegenden und Behandelnden: Leben im Sterben. Immer wieder gab es Menschen – und es gibt sie vielfach heute – die eine christliche Grundhaltung gelebt haben, dass jeder Mensch ein Recht auf Würde hat bis zum Schluss. Hier zeigt sich der moderne Grundsatz der Malteser in ganz besonderer Weise: …weil Nähe zählt.

Autor: Ignatius Löckemann, Stv. Diözesanleiter, Diözesanseelsorger Malteser Hilfsdienst e.V. Diözese Mainz